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Familienkonflikte an Weihnachten - warum es so oft unterm Weihnachtsbaum kracht

  • Gabriele Scheuss
  • vor 12 Minuten
  • 3 Min. Lesezeit


Weihnachten gilt für viele als eine Zeit der Liebe, der Harmonie und der Geborgenheit. Die meisten Menschen wünschen sich ein Fest voller Wärme, Nähe und Verbundenheit. Doch die Realität sieht häufig ganz anders aus. Gerade an den Feiertagen entstehen Spannungen, Streit oder unausgesprochene Konflikte, die plötzlich wieder sichtbar werden. Viele erleben Weihnachten emotional intensiver als jede andere Zeit im Jahr – oft mit Gefühlen, die sie im Alltag kaum kennen.


Familienkonflikte an Weihnachten sind kein seltenes Phänomen. Im Gegenteil: Sie kommen viel häufiger vor, als darüber gesprochen wird. Und sie betreffen Menschen in allen Lebenssituationen, unabhängig davon, wie „gut“ eine Familie im Alltag miteinander auskommt. Die Feiertage sind wie ein Brennglas, das alles, was unausgesprochen und sensibel ist, verstärkt.


In diesem ersten Teil erfährst Du, warum gerade Weihnachten so viele innere und äußere Spannungen auslöst und welche tieferen familiären Muster an diesen Tagen aktiviert werden.



Hohe Erwartungen erzeugen inneren Druck


Viele Menschen gehen mit großen Erwartungen in die Feiertage. Oft entsteht die Vorstellung: „Dieses Weihnachten soll endlich schön und harmonisch werden.“ Doch genau dieser Wunsch erzeugt enormen inneren Druck.


Es gibt Erwartungen wie:


  • Alle sollen gut gelaunt sein.

  • Es darf keinen Streit geben.

  • Die Familie soll „wie früher“ sein.

  • Jeder soll sich verstanden fühlen.


Je höher diese inneren Ansprüche steigen, desto größer ist die Enttäuschung, wenn etwas anders läuft als erhofft. Schon kleine Bemerkungen oder Missverständnisse können dann besonders verletzend wirken. Viele Menschen merken im Nachhinein, dass nicht der tatsächliche Konflikt das Hauptproblem war, sondern die große Diskrepanz zwischen Wunschbild und Realität.



Alte Rollen und Muster werden unbewusst reaktiviert


Sobald wir wieder in der vertrauten Familiensituation sind, rutschen wir wie automatisch in alte Rollen zurück, die wir oft schon in der Kindheit eingenommen haben.


Vielleicht kennst Du dieses Gefühl, plötzlich wieder:


  • die Vermittlerin oder der Vermittler zu sein,

  • die Vernünftige zu spielen,

  • sich übergangen zu fühlen,

  • Geschwisterrivalitäten zu spüren,

  • oder von Eltern belehrt zu werden, obwohl Du längst erwachsen bist.


Diese alten Muster können tiefe Gefühle aktivieren, die im Alltag kaum eine Rolle spielen. Sie erklären, warum Konflikte an Weihnachten oft intensiver empfunden werden und warum die Emotionen so schnell hochkochen.



Unterschiedliche Bedürfnisse prallen aufeinander


Zu Weihnachten treffen Menschen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen auf engem Raum zusammen. Einige wünschen sich Ruhe und Besinnlichkeit, andere möchten Aktivität, Gespräche oder viel Programm. Manche sehnen sich nach Nähe und emotionaler Wärme, während andere Rückzug brauchen, um nicht überreizt zu sein.


Wenn diese Bedürfnisse nicht klar kommuniziert werden, entstehen Missverständnisse.


  • Jemand, der sich zurückzieht, wirkt plötzlich distanziert.

  • Jemand, der Nähe sucht, wird als anstrengend erlebt.

  • Jemand, der Programm macht, löst bei anderen Überforderung aus.


Es ist nicht der Konflikt selbst, der schmerzt, sondern das Gefühl, nicht gesehen oder nicht verstanden zu werden.



Ungelöste Themen werden spürbarer


Themen, die im Laufe des Jahres nicht angesprochen wurden, stehen an Weihnachten oft wie ein unsichtbarer Schatten im Raum. Die besondere Stimmung, die intensive Nähe und die familiären Erwartungen wirken wie ein emotionaler Verstärker.


Typische ungelöste Themen können sein:


  • alte Kränkungen oder Enttäuschungen,

  • unterschiedliche Werte oder Lebensentwürfe,

  • Konflikte mit Partnern oder Schwiegerfamilien,

  • Vergleichsdynamiken in der Herkunftsfamilie,

  • nicht ausgesprochene Erwartungen oder Rollenbilder.


Manchmal genügt ein Satz oder ein fragender Blick, und schon bricht eine alte Wunde wieder auf.



Jahresendstress macht dünnhäutig


Viele Menschen gehen erschöpft in die Feiertage. Der Dezember ist oft gefüllt mit beruflichen Abschlüssen, Terminen, Vorbereitungen und zusätzlichen Verpflichtungen. Wer erschöpft ankommt, reagiert schneller gereizt oder verletzt. Es ist daher kein Wunder, dass Situationen, die im Sommer kaum Emotionen ausgelöst hätten, an Weihnachten plötzlich sehr intensiv wirken.



Warum dieser Teil wichtig ist


Wenn Du verstehst, warum Konflikte gerade an Weihnachten so häufig entstehen, entwickelst Du automatisch mehr Mitgefühl für Dich selbst. Es liegt nicht daran, dass Du etwas „falsch“ machst oder Deine Familie besonders schwierig ist. Weihnachten bringt einfach alles an die Oberfläche, was sonst ruhiger im Hintergrund liegt.


Im zweiten Teil erfährst Du, wie Du trotz dieser Dynamik innere Ruhe finden kannst und wie Du für Dich sorgen kannst, wenn es emotional eng wird.


Teil 2 – erscheint am Dienstag


Im nächsten Beitrag zeige ich Dir, wie Du mit familiären Spannungen gelassener umgehen kannst, wie Du liebevolle Grenzen setzt, ohne Schuldgefühle zu haben, und wie Du für Dich sorgst, wenn es unter dem Weihnachtsbaum emotional wird.


Teil 2 erscheint am Dienstag hier im Blog.

Ich freue mich, wenn Du wieder vorbeischaust.

 
 
 

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